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Fertig gebraten |
In einer uralten, zerfledderten und abgegriffenen Kladde von anno dazumal, noch geschrieben im alten Sütterlin, habe ich zu meinem Erstaunen neben Hirnkrapfen und Hirschbraten mit Preiselbeeren unlängst ein Rezept für einen sogenannten "vegetarischen Wiegebraten" entdeckt. Obwohl von fleischfreier Ernährung nicht vollkommen überzeugt, empfiehlt die Autorin aus gesundheitlichen (und aus geldbeutelrelevanten) Gründen öfters vegetarische Gerichte fürs allgemeine Wohl in die tägliche Ernährung einzubauen. In meinen Augen eine recht überraschende Aussage für die damalige Zeit. *g*
Grundbasis für dieses Gericht sind Hafer- und Grünkerngrütze (bzw. alternativ Gerstengrütze), die mit Pilzen, Brötchen und Ei angereichert und zu einem Braten verwandelt wurd. Früh stand fest, dass ich zu Weihnachten diesen Braten unbedingt nachbasteln und für mich als Hauptgericht servieren wollte.
Ich hoffe, dass auch meine veganisierte und etwas abgeänderte Variante des Bratenrezepts zusagt.
Relativ gewürzreiche, aber einfache Zubereitung:
ein gestrichener TL Vollrohrzucker
ein TL Majoran
½ TL Senfkörner
½ getrockneter Fenchel
½ TL Kümmel
½ TL Curry
¼ TL Koriander
¼ TL Galgant
8 Pfefferkörner
3 Pimentkörner
eine Msp gemahlener Anis
Meersalz
Alles im Mörser fein zerreiben.
sowie
125ml Wasser
125ml Rotwein
Saft einer halben Zitrone
1EL Tomatenmark
25gr Hafergrütze
25gr Gerstengrütze
Flüssige Zutaten und obige Gewürzmischung vermengen, in einem Topf aufkochen lassen. Die
Grützensorten unter ständigem Rühren zugeben. Weiterrühre, für etwa 3-5 Minuten schwach köcheln
lassen, die Masse sollte gut klumpen. Ggf. noch 5-10 Minuten nachquellen
lassen.
und außerdem
eine halbe Zwiebel
50gr Kräutersaitlinge
eine Knoblauchzehe
Olivenöl
einige EL Gemüsebrühe oder
Sämtliches fein würfeln, in Öl für etwa 10 Minuten bei mittlerer Hitze
schön anbraten.
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Etwas unfotogen mit Kartoffelkloß und Feigen-Kapern-Sauce |
Etwas abkühlen lassen, dann gut mit der Grützemasse und sehr fein gehackter
frischer Petersilie vermengen.
Nun nach Belieben Bratlinge oder einen Bratenlaib aus der Masse formen.
Und nun kommt ein Arbeitsschritt, an dem ich noch etwas feilen muss:
Für 20-30 auf beidseitig langsam in Öl durchbraten, dabei abwechselnd Öl
und Wasser oder Gemüsebrühe nachgießen. Das Wasser sollte verdampfen, damit der
Braten gar wird und eine Art Bratensaft entsteht. Je flacher der Braten, desto
(logischerweise) kürzer die Garzeit.
Ich weiß - der Begriff 'Grütze' ist von Ökolatschen, Räucherstäbchen und Klangmuscheln umschwebt, aber meiner Meinung nach kann man daraus wirklich richtig herzhafte und wohlschmeckende Gerichte zaubern. Die Grundidee für den Braten ist genial, daher mein Dank an die fleißigen Köche von damals. Definitiv ein Gericht, das ich in dieser Form in vielen Variationen erneut zubereiten werde.
Die Feigen-Kapern-Sauce war geschmacklich zwar interessant, aber nicht ausgefeilt genug, um hier als Rezept präsentiert werden zu können.